Wer fragt, der führt einen Dialog mit der Zukunft...

1. Etwas konstruktiv bezweifeln?

Die Zeit scheint nach lebendiger Veränderung und/oder auch Anpassung zu rufen.
Welche bisherigen (persönlichen) Vorannahmen dürften oder besser sollten einmal konstruktiv infrage gestellt werden oder sollten auf den Prüfstand kommen?

Beispiel: In vielen Bereichen stoßen wir an die Grenze dessen, was man Wachstum nennt. Könnte es sein, dass man Wohlstand neu definieren oder bemessen sollte? Oder noch konkreter: Welche klassischen Leitaspekte wie Karriere, Reichtum, Besitz usw. haben an Bedeutung und Attraktivität verloren, welche neuen zeichnen sich (noch undeutlich?) ab?

2. Kann ich es mir – angesichts des Schlechten – gut gehen lassen?

Kann ich angesichts der weltweiten vielfältigen Nöte in der Welt meinen Wohlstand noch genießen? Oder was braucht es, damit ich das Gute – ohne schlechtes Gewissen – annehmen und genießen kann?

Beispiel: In diesem Winter hungern und frieren mehr Menschen denn je in der Welt um uns herum. Ich kann spenden, aber gleichzeitig (immer wieder) zutiefst dankbar sein, für den Wohlstand, in dem ich lebe… oder ich gebe das, was mir zuteil wurde, ganz oder teilweise weiter. Als Gabe, die zirkuliert… (wie in dem Film „das Glücksprinzip“). Wie dankbar darf ich sein, sodass das schlechte Gewissen in gewisser Weise gut gehen kann…?

3. Wie kann ich im „Kleinen“ das „Große“ bewerkstelligen?

Ich kann globales Geschehen wie Kriege und Konflikte nicht direkt beeinflussen. Kann ich dann überhaupt etwas tun? Was kann ich beitragen? Was wäre, wenn Millionen von Menschen sich sagten, ich allein kann doch nichts tun?

Beispiel: In der Idee, dass doch irgendwie alles zusammenhängt, wie kann ich für Frieden (oder Entsprechendes) in mir und um mich herum sorgen? Im Sinne der Metapher: Wenn jeder vor seiner Haustür fegt, wird es garantiert irgendwie sauberer… Das „Kleine“ von vielen beherzigt, wird automatisch „groß“.

4. Was will das Leben von mir bzw. uns?

Wenn alle weitermachen, wie bisher, werden wir tendenziell nur mehr von dem bekommen, was wir schon haben. Für wirklichen Wandel braucht es ein verändertes Bewusstsein.
Was, wenn ich genau hinhöre, wünscht sich das Leben (in mir) von mir? Was hat nach meinem Gefühl Zukunft? Was eher nicht?

Beispiel: Vielleicht macht es einen Unterschied, ob Menschen die Natur ausbeuten oder pflegen. Ob wir – so gut wir können – versuchen, das Leben zu beherrschen oder ob wir ihm dienen? Und als ErINNERung: Das Wesentliche, das werden will, sieht man nur mit dem Herzen gut… dem Auge bleibt es verborgen (so Antoine de St. Exupéry).

5. Wie kann „ICH“ es mir leichter und einfacher machen?

Die meisten Menschen erleben ihren Alltag im „Ich-Modus“. Ich muss arbeiten, das hinbekommen, dieses und jenes bewerkstelligen… fühlen sich dann dabei aber eher allein und klagen dann meist (und zurecht über Überforderung). Was wäre ein Bezug, eine Quelle, etwas oder jemand, wenn ich mich darauf bezöge, dann docke ich an einen größeren, kraftspendenden Zusammenhang an?

Beispiel: Ich kann schauen, wofür/ wozu haben sich Gemeinschaften gebildet? Welche Menschen könnten mir an dem Punkt, an dem ich mich befinde, weiterhelfen? Wie könnte ich Urvertrauen in den Prozess des Lebens entwickeln? Ich könnte mir die Gretchenfrage (aus Faust) stellen: „Wie halte ich es mit der Religion?“

6. Was hat Zukunft? Was unterstützt das Werden?

Wonach sehne ich mich? Was möchte meine Seele noch erleben? Kann man sich überhaupt nach etwas sehnen, das man noch nicht kennt? Der Zukunftsforscher Horx nennt das die „innere Zukunft“. Unsichtbares Potenzial, welches in die Welt (geboren werden) möchte.

Beispiel: Statt sich zu fragen, wofür entscheide ich mich, könnte man probieren, wo zieht es mich hin? Was spricht mich an, berührt oder bewegt mich? Was geht da in Resonanz? Der Neurobiologe Gerald Hüther spricht von Kohärenz als Grundlage für Lebendigkeit…

7. Gedankenexperiment: „Die Weltenlinie herstellen“? (Angelehnt an die Relativitätstheorie)

Welcher Zustand jetzt – als rote Linie in die Zukunft verlängert – würde mich zu etwas (in die Nähe von etwas) bringen, was mein Leben zutiefst sinnvoll und erfüllend gestalten würde?

Wie eine Art Teleporter, der mich dahin „beamt“. Welcher Zustand wäre das jetzt gerade, ohne dass ich vielleicht das Ziel genau kenne oder kennen müsste?

Es ist vielleicht an der Zeit, dass wir uns alle öfter und mehr die „richtigen Fragen“ stellen…😉.

Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist