Wer fragt, den berührt die Zukunft...
1. Von der Leid- zur Leitfrage?
Oder anders gefragt: Was waren z.B. die 3 Sachen, die mich im vergangenen Jahr am meisten genervt, beeinträchtigt oder gehandicapt haben?
Welchen Herausforderungscharakter könnte das für mich haben?
Was sollte ich da (innerlich/ äußerlich) ggf. wie ändern, mich wandeln oder smart anpassen usw.?
Welcher (Be)Deutungsrahmen schafft mir neue ungeahnte Umgangsmöglichkeiten?
Beispiele: Eine Reise, die ich unbedingt machen wollte, konnte so nicht stattfinden. Welche Änderung ruft da nach Anpassung. Vom Ort her, von der Zeit oder sogar generell.
Viele angstgespeiste Verhaltensweisen anderer haben mich oft „irritiert“. Könnte ich da mitfühlender werden? Was würde mich damit noch entspannter umgehen lassen?
2. Panta rhei – oder was sollte ich jetzt gehen lassen?
Was – bei aller Liebe dafür – gilt es zu lassen, loszulassen oder gehen zu lassen?
Was wird zum kostspieligen Übergepäck auf der Lebensreise?
Welcher Verlust oder Verzicht würde mich mittelfristig erleichtern, auch wenn es erst einmal nicht so einfach scheint?
Egal, ob es um etwas Gegenständliches, Vorannahmen oder Beziehungen geht.
Beispiele: Wo kann ich etwas aufräumen oder leeren, Raum schaffen, beweglicher werden? Ich merke, dass sich Aktivität an bestimmten Stellen nicht mehr so auswirkt wie früher und ändere mein Vorgehen. Ein langjähriger Bekannter meldet sich nicht mehr. Ich verabschiede ihn innerlich respektvoll und bin neugierig, wer nun in mein Leben tritt?
3. Was hat schon mal Glanz und Freude ins Leben gebracht?
Ganz bewusst Kleinigkeiten pflegen oder neu „polieren“.
Welche Variation des Bisherigen fühlt sich so richtig attraktiv an?
Welche Art zu leben tut mir gut? Wofür bin ich dankbar?
Beispiele: Ich übe wieder eine Sprache, die mir schon früher Freude machte. Oder tanze mal wieder oder überprüfe meine Malutensilien und nehme mir Zeit für Hobbies, die mir guttun.
4. Wonach ruft die Seele?
Seele als lebendiger Erfahrungsraum … oder poetisch gesagt: Wonach dürstet Ihre Seele?
Welche Erfahrungen möchte sie unbedingt machen?
Was würde sie zutiefst befriedigen?
Ihnen als ganze Person Frieden und Ausgeglichenheit schenken. Zumindest eine Zeitlang. Das ist etwas anderes als Spaß haben, Lust oder Bock auf etwas zu haben.
Beispiele: Wenn ich beispielsweise das Bedürfnis nach tiefer Annahme habe, kann ich das meinem Partner oder einer Freundin mitteilen oder schauen, was passiert, wenn ich es Menschen vermittele?
Möglicherweise geht es auch um eine bestimmte äußere Form: Vielleicht möchte ich einen Sonnenaufgang am Meer erleben und fahre hin oder pilgere eine Woche auf einem bestimmten Pfad…
5. Wie kann ich erfahren, wo es für mich (weiter) langgeht?
Wie und woran erkenne ich, was für mich (un)stimmig ist?
Welcher Teil meiner Identität (das, mit dem ich mich gleichmache) ggf. – nicht – mehr stimmt?
Wovor schaue ich bevorzugt weg?
Wie kann ich da wahrhaftig hinschauen?
Was suche ich?
Wieviel und welche Sehnsucht gibt es?
Beispiele: Jemand kündigt mir den Job oder die Freundschaft auf. Wie gehe ich damit um? Biege ich mir die Welt (selbst)entlastend zurecht oder stelle ich mich den dann entstehenden Emotionen? Was klärt sich dann (nach gewisser Zeit)?
Oder ich höre in bestimmten Situationen Begründungen, die ich nicht nachvollziehen kann oder mag. Kann ich wahrnehmen, welchen Sinn diese Begründung für die Person hervorbringt? Oder kann ich spüren, welche Not hinter /unter der Begründung liegt?
6. Wie kann ich angesichts von Not in der Zuwendung bleiben?
Wie kann ich trotz Stresserlebens, heftiger Emotionen oder Betroffenheiten halbwegs (lern)offen bleiben?
Wie der Situation und den Beteiligten gegenüber zugewandt bleiben, ohne den Zwang zu folgen, sich abzuwenden oder zu verschließen?
Wie bleibe ich erreichbar, konstruktiv handlungsfähig und kann der Situation vielleicht sogar noch etwas abgewinnen?
Beispiele: Etwas misslingt mir total. Vielleicht ein Tanzschritt oder mir fällt etwas herunter oder in einer Präsentation fehlt mir plötzlich der Faden. Aber ich kann dazu stehen und das Erfahrene als Grundlage dafür nutzen, es beim nächsten Mal ein klein wenig anders zu machen. Oder ein Freund in Trauer besucht mich, ich kann ihn als das wahrnehmen, was er in seiner Situation ist, ihm – für den Moment – Trost und Halt geben, ohne ins Mitleiden zu rutschen.
7. Das Gedankenexperiment: Regnose?
Stellen Sie sich vor, Sie wären bereits in der Zukunft. Dann fragen Sie sich „quasi rückwärtsgehend“ von der Zukunft aus bis ins Jetzt:
Wie, über welche einzelnen Schritte und Abzweigungen sind Sie dorthin gelangt?
Was musste und konnte sich an bestimmten Stellen ändern, um den Weg genau „so“ entstehen zu lassen?
Die Regnose (nach Horx) verläuft umgekehrt zur Prognose. In der Prognose schauen wir vom Jetzt in die Zukunft, was oft Ängste und Befürchtungen auf den Plan ruft.
Und jetzt die Anschlussfrage:
Was immer Ihnen ein(ge)fällt – was wäre Ihr konkreter Beitrag, in welche reale Situation mit welchen Bedingungen „verzukünftigen“ Sie sich?
Welche der Ihnen wichtigen Werte würden Sie dort leben?
Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist