Das verlorene Paradies …

Die meisten von uns kennen solche Momente … wir sehnen uns nach der Freiheit von Sorgen und Anstrengung … wünschen uns unbeschwerte Momente voller Leichtigkeit … sich mal um nichts kümmern müssen … Ferien… einfach den Moment genießen, einfach so dahinleben. Mich erinnert das Gefühl immer ein wenig an die Tage meiner Kindheit.

Doch der Alltag vieler Menschen sieht anders aus: Eine Herausforderung jagt die Nächste, berufliche und private Anforderungen, hochgetaktet eine nach der anderen und alle wollen gemeistert sein. Vor kurzem hörte ich mal wieder: In Deutschland arbeitet man so bis in den Juni hinein allein für Abgaben aller Art. Kein Wunder, dass da so mancher in „schwachen Momenten“ seufzt und sich fragt: Ist das schon alles …? Geht das mein ganzes Leben „so“ weiter?

In stilleren Minuten frage ich mich manchmal: Wie wirkt das wohl auf die Seele? Und mit Seele meine ich das Feingefühl, das fließt, wenn es mir gut geht, ich gerne da bin, etwas tue, das mir Freude macht. Wie z.B. diesen Text schreiben. Also, wenn Wohlgefühl der vorherrschende Zustand ist.

Natürlich darf jeder von uns seinen Erwachsenen-Alltag hinbekommen, doch die Frage, die ich heute stellen möchte, ist:

In welcher Art von Lebensgefühl, welcher Grundgestimmtheit passiert das?

Wir haben oft keine Wahl oder Freiheit im Was, aber immer im Wie. Beispielsweise dürfen wir alle unseren Lebensunterhalt verdienen, aber die Frage, wie wir das machen, darin sind wir (ein Stück weit) frei. Diese Freiheit scheint uns manchmal verloren zu gehen. Oder anders gesagt, es gibt keine absolute Freiheit, aber immer eine relative.

Aber wäre es wirklich toll, keinen Anforderungen mehr zu unterliegen? Vielleicht zeitweise, zur vorübergehenden Erholung … Wahrscheinlich wird es aber tatsächlich oder „Gott sein Dank“ so bleiben, dass uns das Leben fortlaufend bis zum Ende vor Herausforderungen stellt. So werden wir … größer, entwickeln uns, wachsen, blühen auf… wie alles in der Natur.

Jetzt kommt das „Aber“ oder der Punkt, um den es mir geht. Bewusstsein wäre mein Stichwort oder vereinfacht gesagt: Der Zustand aus dem wir heraus unser Leben hinbekommen. Bin ich in einem entspannten Grundgefühl, in meinem Gleichgewicht, ich nenne das meinen „Inneren Frieden“, dann fällt es mir oft sehr leicht, mit den Menschen und den Dingen einen guten, angemessenen Umgang zu finden. Im Spätsommer meines Lebens wird mir immer deutlicher, dass mir dieses Gefühl niemand nehmen kann, außer ich mir selbst. Kann ich halbwegs ausdrücken, was ich meine?

Aber zurück zum Stichwort: Warum zum Himmel sollte man sein Bewusstsein denn entwickeln? Das klingt doch im normalen Alltag ziemlich weit weg, oder? Eine Fremdsprache lernen oder etwas anders, das mir ganz konkret weiterhilft, scheint doch viel wichtiger … und naheliegender.

Okay, dazu vielleicht eine kurze Überlegung: Bewusstsein teilt sich für uns in zwei Grundaspekte:


a) Der Wahrnehmungsraum für die Möglichkeiten, um mit etwas Bestimmten (Aufgabe, Situation usw.) umzugehen


b) Die Stärke oder Kompetenz, die beste aller Möglichkeiten auch zu verwirklichen, sprich in die Tat umzusetzen.

Klar, je enger ich mich erlebe, desto weniger Möglichkeiten kann ich sehen und desto schwerer wird mir auch die Umsetzung fallen oder umgedreht: Je entspannter und weiter ich mich erlebe, desto mehr Möglichkeiten scheinen greifbar und auch die Umsetzung erscheint viel leichter von der Hand zu gehen. Wer kennt das nicht oder so ähnlich?

Jetzt als Zusammenfassung: Bewusstsein ist nicht nur eine übergeordnete Kompetenz, die mir in einer Vielzahl von Situationen hilft, darüber hinaus kann sie den eingangs genannten Zustand garantieren. Inneres Gleichgewicht, dieses Wohlgefühl, gerne zu leben, überwiegend Lust und Freude zu empfinden, gern mit ganzer Seele da zu sein …

… also langer Reder kurzer Tiefsinn: Dem Paradies (erwachsen) wieder näher zu kommen … 

Was halten Sie von der Idee? Kennen Sie solche Gefühle oder Zustände? Wie gehen Sie damit um? Schreiben Sie mir gern Ihre Anregungen oder Fragen!

Herzlichst


Ihr
Jürgen Weist