Die eigene Erfahrung nicht „verbiegen“ …

Ein kleines Denkexperiment: Stellen Sie sich vor, dass Sie mit einer Person oder einer Gruppe von Menschen zusammen sind, die ihnen ständig sagen, was Sie tun sollten: „Tu dies…nein, das bringt nichts …das solltest du anders machen… nur so ist es wirklich richtig …nein, so ist es falsch …mach das jetzt anders, nämlich so.“
Wie würden Sie sich fühlen?

Sie würden diese Menschen loswerden wollen, stimmt´s? Wenn es nämlich um eigene Erfahrungen geht, dann mögen wir keinen Zwang. Was ist aber, wenn wir der Situation ausgeliefert sind und bleiben?

Dann entsteht etwas, was wir einen unentrinnbaren Prägungskontext nennen. Das kennen die meisten von uns aus Kindheitstagen …psychologisch bliebt dann meist nur die Unterwerfung aus Überlebensgründen. Dabei geht oft ein Teil von uns verloren, den wir im Rahmen von Anpassung verleugnen (verdrängen) müssen.

Wir möchten Ihnen – aus aktuellem Anlass – etwas Ungewöhnliches anraten. Was immer Sie als Erfahrung haben, welches Gefühl auch immer in Ihrem Bewusstsein auftaucht… lassen Sie Ihre Erfahrung in Frieden.

Was heißt das?

Das heißt nicht, dass Sie nicht essen sollen, wenn Sie Hunger haben. Das heißt auch nicht, dass Sie sich nicht verteidigen sollten, wenn Sie jemand angreift.
Es heißt nur: Sie manipulieren nicht Ihr Erleben, Ihre Erfahrung. Denn wann immer Sie dies tun, wenn Sie eine Empfindung von sich selbst unterdrücken, dann spalten Sie sich selbst. Sie sagen dann NEIN zu einem Teil Ihrer Erfahrung. Wenn sich etwas schlecht anfühlt, dann handeln Sie danach. Schmeckt ein Apfel faul, dann spucken Sie ihn aus. Aber tun Sie nichts, um die Erfahrung des Geschmackes umzudeuten.

Kein Druck – keine Manipulation – „Hände weg“ von der eigentlichen Erfahrung. Lassen Sie Ihre Erfahrung in Ruhe und handeln Sie einfach danach.

Das klingt viel einfacher als es ungewohnt ist …

Die meisten Menschen haben ihr Leben lang geübt, etwas mit Sinn und Zweck zu machen. Sie meditieren dann …können aber nicht nur einfach „sitzen“, sondern wollen vielleicht entspannter und ruhiger werden. Dann allerdings entsteht ein Paradoxon, denn in dem Moment, wenn wir etwas wollen oder beabsichtigen, fangen wir an, Druck auf unser Bewusstsein, unsere Seele auszuüben. Wir versuchen die Dinge und unser Erleben in eine ganz bestimmte Richtung zu zwingen.

Gern wiederhole ich zum Abschluss die Kernbotschaft dieses Impulses:

Lassen Sie Ihre primäre Erfahrung, wie sie ist.

Wenn Sie genervt sind, sind Sie genervt, wenn Sie sich freuen, dann freuen Sie sich. Das ist die handfeste Umsetzung des Systemprinzips „Anerkennen, was ist“ …und dann handeln Sie dem Impuls entsprechend.

Sie haben einen Impuls zu diesem Denkanstoß? Schreiben Sie uns einfach eine Nachricht. Danke.

Ihr

Jürgen Weist