Die Illusion, sich verbessern zu wollen ...
von Jürgen Weist
Aus den besten Gründen und Überzeugungen heraus, versuchen Menschen sich zu verändern und zu verbessern. Nachvollziehbar, aber letztlich unmöglich, denn jeder Versuch, sich gewollt zu verändern, würde ja eben auch den Teil umfassen, der sich verbessern möchte, oder? Und wenn der sich mit verändert, wie sinnvoll wäre dann überhaupt eine Verbesserung?
So entsteht der „Selbstverbesserungsspieler“. Diese Menschen suchen… sie probieren alles… Psychoanalyse, Psychodrama, Yoga, Atemtechniken… besuchen Schulen, Therapien, Ausbildungen, Fortbildungen oder was auch immer. Was immer sie aktuell tun, es ist das derzeitige „Non plus Ultra“. Aber nüchtern draufgeschaut, ändert sich nicht viel, außer dass die Versuche, sich zu ändern, sich ständig ändern. Wie in einem Theater, in dem ständig die Vorstellung wechselt.
Und, ganz ehrlich: Wir alle spielen dieses Spiel. Man könnte sich fragen: Wonach suchen die Menschen? Und irgendwie beschleicht einen das Gefühl, dass viele Menschen denken, dass irgendwas nicht mit ihnen stimmt. Und hier entsteht das zweite Paradoxon. Wenn ich das Gefühl habe, nicht richtig zu sein, wie kann ich dann „das Richtige“ (für die Verbesserung) für mich heraussuchen? Egal, ob Person, Methode oder Religion. Ich kann nicht wissen, was für mich richtig ist, solange ich nicht richtig bin…, oder?
Wenn Sie jemanden engagieren, der Ihnen helfen soll, sich selbst zu verbessern, ist das quasi so, als würden Sie einen Sicherheitsdienst engagieren, der Sie überwachen soll, damit Sie die Gesetze einhalten.
Wie wirkt das auf Sie? Provokant: Nur wenige Leute sind nicht von der Verantwortung für sich selbst überfordert… und da ist man in guter Begleitung. Schon der Heilige Paulus hat gesagt: „Das Wollen ist vorhanden, aber ich vermag das Gute nicht zu tun. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will.“
Der Casus knacksus ist (wie eingangs erwähnt) ein bewusstseinstechnischer Kniff. Das Ich, das sich verändern will, das sich ans Werk macht, ist ja eben genau jenes, das verändert werden soll. Deshalb… ist Veränderung eben nicht zu werden, wer man noch nicht ist, sondern zu werden, wer man ist (Paradox der Veränderung). So wird Veränderung kein Inhalt, sondern eine Bewegung auf der Ebene des Bewusstseins. Ansonsten ginge es einem wie dem Affen, der den Fisch im Baum festbindet, damit er nicht ins Wasser fällt und ertrinkt.
Im Übrigen: Man will nur solange „besser“ werden, solange man es nicht ist. Alles klar? Was wäre, wenn Sie nirgendwo wirklich hin müssten, sondern bereits da wären? Aber wie heißt es so schön, der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert und der Teufel steckt bekanntlich im Detail.
Fazit: So gesehen wird „Bewusstseinsentwicklung“ weniger zu einem „ich muss irgendwo hin“, sondern zu einer Unterstützung beim Ankommen. Denn – jetzt kommt das dritte Paradoxon – was nützt es einem, wenn man schon da ist, es aber nicht wirklich spürt.
Herzlich willkommen bei Conzendo…