Emotionale Intelligenz – was ist das?
Von Jürgen Weist
Wir haben schon öfter dafür plädiert … Emotionen können eine überaus wertvolle Informationsquelle sein. Zum Beispiel darüber, wie gut bekomme ich gerade jetzt in der Situation „existentiellen Erhalt“ hin.
Emotionen zeigen uns im Außen, was im Inneren für uns wichtig ist. Das nennen wir dann Interesse, Berührt oder bewegt sein und als allerwichtigstes – Emotionen liefern uns die Kraft für (notwendige) Bewegungen, Aktionen usw.
Wir als Team würden sogar zwischen archaischen Grundemotionen und etwas feineren sozialen Emotionen unterscheiden. Die einen bewohnen eher den Bauch-/Beckenraum und die anderen vorzugsweise den Herzbereich. Grundemotionen drücken sich aus in Vitalität, Mobilität und unbedingte Reflexe. Sie regeln das psychophysische Wohlbefinden (das Gute). Mit sozialen Empfindungen meinen wir Aspekte wie Bewertungen, Beziehungen und was mich anzieht (das Schöne).
Und doch: Für viele Menschen sind Emotionen ein Buch mit sieben Siegeln. Manche versuchen sogar, sie zu vermeiden. Warum ist das so? Eine Grunddynamik ist, wenn wir zwischen schlecht und gut unterscheiden lernen. Dann … fangen wir an, schlechte Gefühle zu vermeiden und uns möglichst gut fühlen zu wollen. Das ist verständlich, aber selten sinnvoll. Die Nichtakzeptanz „schlechter Gefühle“ kostet uns nämlich paradoxerweise auch gutes Gefühl. Wie bei einer paradoxen Mettwurst: Schneidet man auf der einen Seite etwas ab, verliert man auch auf der anderen Seite.
Auch im Rahmen von Anpassung, Erziehung usw. lassen wir „Federn“. Dies wiederum bedeutet, dass wir anfangen bestimmte Sachen von uns nach „vorn“ zu fahren, während andere in den Hintergrund treten müssen. Eine Folge: Die verlorenen Federn (oder die Stellen, an denen sie saßen) schmerzen. Wir würden sagen, dass jede und jeder an der Stelle Erfahrungen gesammelt hat. Die einen mehr, andere weniger. Und auch diese Erfahrungen wirken sich (leider auch) auf den Umgang mit der eigenen Emotionalität aus.
Wie sagte eine weise Frau: Wir können nur wenig dafür, wie wir geworden sind, haben aber die volle Verantwortung wie wir dann mit dem Gewordenen umgehen. Sprich, ich kann mir nicht aussuchen, welche Spielkarten mir das Leben auf die Hand gibt. Aber ich bin verantwortlich dafür, wie ich die Karten wann ausspiele.
Auf den Punkt:
Emotionen benötigen wir zum Überleben. Sie sind weder richtig noch falsch, aber ein altes evolutionäres System, das wir intelligent nutzen können. Also … ein wirklich reifer Verstand nutzt Emotionen als wertvolle Kraft und Informationsquelle für Alltag und Existenz. Ein Einfühlungsvermögen oder Mitgefühl für sich selbst und andere zu haben, bringt uns den Zugang zum Guten und Schönen. Auch das Wahre hängt davon ab … sind es doch ältere Hirnstrukturen, die „entscheiden“, was uns bewusst wird und was nicht.
Und poetisch gesagt: Es ist der Tanz zwischen Eros und Logos, der wirkliches Leben entstehen lässt.