Getrennt und doch verbunden

Ich habe in den letzten Jahren immer mal wieder über das Thema Beziehungen geschrieben. Begleitet es doch alle Menschen von der Wiege bis zur Bahre. Ich möchte Ihnen in einer Art Potpourri ein paar Impulse und Ideen zum Thema Beziehungen anbieten:

  • In der letzten Zeit geht mir immer mal wieder ein Zitat durch den Sinn, das dem großen Analytiker C.G Jung zugeschrieben wird. Es lautet sinngemäß: Bei aller Entwicklung geht es doch immer um eine Zunahme der Beziehungs- und Liebesfähigkeit. Das klingt so poetisch und doch erlebe ich das als ziemlich anspruchsvoll, wenn ich versuche, für mich den Sinn in die Niederungen meines Alltags zu bringen.

  • Die Grundlage für Beziehung ist Trennung. Um mich auf etwas oder jemanden beziehen zu können, muss ich „das” als getrennt von mir erfahren … Insofern gehören zum thematischen Bedeutungshof des Themas auch Aspekte wie: Grenzen, (Ver)Bindungen, Bewusstsein, innen/ außen, Resonanz, Bedürfnisse und Sehnsucht, Verlustängste u.v.a.m. Für Ihr eigenes Hinterfragen: Was sind die (meist übersehenen) Vorannahmen des Themas? So etwas wie für Beziehungen braucht es ein Subjekt, dass sich in gewisser Weise auf etwas (ein Objekt) bezieht. Oder einfacher: Welche Unterthemen gehören dazu?

  • Beziehung ist im Leben der Meisten viel mehr als z.B. nur das Thema Partnerschaft. Es sind die Wechselspiele, die Wechselweisen, die mein Leben ausmachen. Menschen, Dinge, Inhalte, Werte usw. auf die ich mich beziehe, bringen letztlich in der Schnittmenge das hervor, was (m)ich ausmacht. Ich bin das relative Produkt meiner Beziehungen … klingt nur im allerersten Moment verrückt. Stellen Sie sich vor, Sie würden ganz andere Menschen kennen, mit denen völlig anders interagieren, hätten andere Werte …wären Sie dann wirklich noch der oder die Gleiche? Oder systemisch anders ausgedrückt: Wenn Sie jemand anderer oder anders sein wollen, welche Beziehungen würden „genau das” fördern oder hervorbringen?
  • Ein anderes Zitat zum Thema Beziehung ist: Ohne Wahrheit stirbt die Liebe und Wahrheit ohne Liebe schmerzt … das ist kein Zitat, dass ist (k)eine einfache Handlungsanweisung! Bringen Sie das mal in alltägliche Begegnungen … Beziehung ist kein Ding, sondern – wie so vieles – ein Prozess. Im Übrigen: Ist Beziehung nur ein Thema mit externer Bedeutung oder beschäftigt Sie manchmal auch Ihre innere Beziehung? Manche haben sowas ja gar nicht … für alle, die das schon beschäftigt eine Erinnerung an „bubersche” (gemeint ist Martin Buber) Ideen: Ab einer gewissen Stufe brauchen wir ein Du, um weiter im Ich zu reifen.

  • Fast schon integral: Bringen Sie doch Qualitäten, die Sie momentan interessieren durch verschiedene Beziehungslevel/ -dimensionen. Beispielsweise: Die erste, zweite und dritte Person. Sie beschäftigen sich gerade mit Spiritualität. Dann könnten Sie sich fragen, was bedeutet das für mich (erste Person), was für meine „Du´s” – also die anderen (zweite Person) und fürs Leben generell (es)? Für die Bewusstseins-Profis: Wie wirkt es auf Ihr Thema, wenn Sie es durch verschiedene Bewusstseinsstufen (wie z.B. Spiral Dynamics, Integrale Stufen) bringen?

  • Was mich zum (vor)letzten heutigen Input bringt. Eine Frage, die ich unter das Stichwort pragmatische Spiritualität einbeziehen würde. Was ist die für Sie größte, umfassendste, denk- oder besser fühlbare Beziehung? Gibt es für Sie so etwas wie eine größere Wirklichkeit? Was ist der größte Wirkungszusammenhang, in dem Sie sich oder Ihr Leben erleben? Erfolg, Geld oder gibt es etwas, dass über den materiellen Tellerrand hinausgeht? Diese Art unfassbarer Beziehung, bitte glauben Sie mir, hat bis ins kleinste Alltagsdetail hinein eine grundlegende, fassbare Wirkung.

Zum Abschluss noch ein Versprecher oder war es doch eine tiefe Wahrheit, die mir die Tage über die Lippen kam: „Beziehung ist doch nur eine Struktur, die dann wichtig wird, wenn die Liebe nicht mehr fließt”. Natürlich gilt es nicht nur für den wahrhaftigen Versprecher … entscheiden Sie selbst, wie Sie sich auf das Angebotene beziehen!

Ich freue mich schon jetzt auf Ihre Meinungen und ergänzenden Hinweise und ggf. auch Widersprüche. Schreiben Sie mir einfach eine Mail. Wenn es mir möglich ist, antworte ich gern auf Ihre Nachricht. Vielen Dank.

Ihr
Jürgen Weist