Herausforderungen im Alltag meistern ...

Im Moment scheint sich im Hause Conzendo das Thema „Herausforderungen“ im Alltag zu verdichten. In Seminaren, in Coachings sind es immer mehr Menschen, die bei dem Versuch, ihren Alltag halbwegs erfolgreich hinzukriegen, mehr oder weniger intensiv und oft an ihre Grenzen stoßen.

Was mich dabei besonders bewegt, ist die Tatsache, dass Menschen dies meist auf sich beziehen. Es fallen dann oft Worte wie: Ich bin dann wohl nicht in Ordnung, ich bin nicht leistungsfähig usw. Dann in eine Art schwächende Abwärtsspirale zu fallen, ist manchmal nur ein kleiner Schritt. Was passiert da im Moment?

Darauf zu antworten, finde ich nicht so leicht. Ich persönlich nehme es so wahr, dass sich die Alltagsbedingungen verändern und nicht immer nur zum Besten. Aber … das System insgesamt infrage stellen … geht das überhaupt? Andererseits stellt ein sich veränderndes System (und die Geschwindigkeit scheint zuzunehmen) mich immer wieder vor die platte Herausforderung: Passe Dich mir an …geh´ mit mir um!
Der Zenmeister Alexander Poraj fragte mich vor kurzem: “Ist die Krise, von der Sie sprechen, eine tatsächliche Krise oder eine Krise Ihrer Vorstellungen über das Leben?” “Wow”, dachte ich, eine ziemlich gehaltvolle Frage. Das im Einzelfall zu unterscheiden, finde ich ganz schön anspruchsvoll.

Was können wir empfehlen?
Frisch aus dem Alltag gepflückt dazu zwei Impulse …

Impuls 1: Es gibt ein systemisches Grundprinzip, das da lautet: Erkenne an, was ist! Schau genau hin, ohne zu beschönigen.

Das Prinzip drückt aus, dass es nur wenig Sinn macht, die tatsächliche Realität zu leugnen. Also wäre meine erste Empfehlung die nüchterne Frage: Was ist denn wirklich los? Im Sinne der o.a. Frage: Ist Ihre Reaktion auf eine Situation eine Reaktion auf das, was (tatsächlich) ist oder auf eine Vorstellung davon, wie Sie es gerne hätten, um sich wohl fühlen zu können?

Impuls 2 ist die Frage:

Was müsste wie gestärkt werden, damit der Umgang mit der jeweiligen Situation als Herausforderung (zum Beispiel zum Lernen) und eben nicht als Überforderung erlebt wird? Wie kann ein Mensch die Stabilität, die Integrität entwickeln, die die schwierige Situation zwar immer noch anspruchsvoll sein lässt, aber die gleichzeitig das Gefühl vermittelt: Ja, ich kann „das“ hinbekommen. Ich bin und bleibe handlungsfähig. Ich habe sogar verschiedene Handlungsmöglichkeiten. Wie finden Menschen diesen Halt?

Antworten darauf zu entwerfen, das erleben wir in unserem Team gerade als Aufforderung. Wir erforschen gerade intensiv die folgenden Fragen:

  • Was unterscheidet im Denken, Erleben und Fühlen von Menschen die Herausforderung von der Überforderung?

  • Ist es eine wirkliche Überforderung oder eine subjektiv erlebte Überforderung der bisherigen Haltung, alter Reaktionsmuster usw.?

  • Was braucht es an der Grenze von Überforderung zur Herausforderung, um ersteres in letzteres zu verwandeln?

  • Wie gelingt es, an dieser Grenz- oder Verbindungslinie neue Ressourcen zu entwickeln, etwas zu lernen, flexibel und beweglich zu bleiben usw.?

  • Was braucht es konzeptionell, emotional und handlungstechnisch, um situativ neu (angemessen) handeln zu können? Wie entwickele ich über situative Entlastung hinaus angemessene Bewältigungsstrategien?

Natürlich können Sie diese offenen Fragestellungen schon jetzt für sich persönlich nutzen. Vielleicht als Perspektive, die Ihnen viel über Ihr Potenzial an neuen Handlungsmöglichkeiten verrät.

Ich freue mich schon jetzt auf Ihre Meinungen und ergänzenden Hinweise und ggf. auch Widersprüche. Schreiben mir einfach eine Mail. Wenn es mir möglich ist, antworte ich auf Ihre Nachricht. Vielen Dank.


Ihr
Jürgen Weist