Hoffnung …
von Jürgen Weist
Die Krise als Chance … ich kann all´ diese Sprüche nicht mehr so recht hören. Eine richtig gute substanzielle Krise muss doch auch voll in die Hose gehen dürfen, oder? Sonst wäre es ja keine echte Krise …
Und … natürlich spiegelt die Aussage eine Teilwahrheit wider. Krisen bieten auch Chancen. Übergänge der meisten Art bieten Möglichkeiten (und zwar in jede Richtung). Was noch hinzukommt, auch das ist banal, dass jede Entwicklung unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich betrifft. Es gibt immer „Gewinner und Verlierer“. Viele versuchen deshalb angestrengt, sich auf der Gewinnerseite zu positionieren (oder nicht zu den Verlierern zu gehören) …
Aber was ist nun Hoffnung, von der erzählt wird, man möge sie tunlichst in Krisen nicht verlieren …?
Hoffnung ist neben Liebe und Glaube eine der drei christlichen Tugenden. Hoffnung selbst bezeichnet eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung, dass etwas Wünschenswertes eintreten wird, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht. Hoffnung ist die umfassende emotionale und unter Umständen handlungsleitende Ausrichtung des Menschen auf die Zukunft. Hoffend verhält sich der Mensch optimistisch zur Zeitlichkeit seiner Existenz (so Wikipedia).
Soweit so gut … ist Hoffnung ein Zustand oder mehr ein Gefühl? Ich würde meinen, es ist eine Art Verfassung, die wie ein wärmendes Feuer Nahrung braucht …
Kurz gefragt: Was passiert, wenn die Hoffnung verloren geht?
Viktor Frankl (Psychiater, Begründer der Logotherapie und Überlebender eines Konzentrationslagers) machte dazu folgende Aussage: (…) wer an seine Zukunft nicht mehr zu glauben vermochte, war im Lager verloren. Mit der Zukunft verlor er den geistigen Halt, ließ sich innerlich fallen und verfiel sowohl körperlich als auch seelisch (…)
Besser lässt sich „Hoffnungslosigkeit“ wohl nicht auf den Punkt bringen …
Was genau spendet Hoffnung bzw. was lässt uns Hoffnung schöpfen?
Zum einen gute (realistische) Nachrichten … oder als Profi die Perspektive auf das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Eine problematische Zeit zu durchlaufen ist das eine, den ganzen Tag darüber zu grübeln etwas anderes. Auch an schlechten Tagen scheint die Sonne … ist Luft zum Atmen da.
Meistern Sie Ihren Fokus! Sorgen Sie aktiv für Ihr Gleichgewicht, für Stärkung, gerade in anspruchsvollen Zeiten. Wie heißt es so treffend: „Mit der Zeit färben die Gedanken die Seele ein …“. Sie können das direkt machen (mit und für sich) oder auch indirekt tun. Stärken Sie die Hoffnung eines anderen, so bleibt auch Ihre eigene Hoffnung davon nicht unberührt. Und als Maß: Achten Sie darauf, dass Ihre Hoffnung nicht zu groß werden muss. Das wäre dann nämlich ein indirekter Hinweis auf das Ausmaß der „Furcht“.
Ganz abgefahren ist: Ausgesuchte Menschen schaffen es sogar, dass sie auf das Unbekannte hoffen können. Quasi Hoffnung an sich, als Extrakt, von bestimmten Bedingungen und Ergebnissen entkoppelt.
Welche Wirkung hat Hoffnung?
Sie trägt, hilft und richtet uns aus. Sie unterstützt uns, in schwierigen Phasen durchzuhalten und ggf. Unangenehmes zu ertragen. Sie aktiviert (für die Situationsbewältigung) wichtige Energie. Sie hält uns physisch und psychisch gesund. Hoffnung ist vielleicht auch ein Teil dessen, was zwischen Dis- und Eustress entscheidet.
Für mich/ uns ist Hoffnung auch gewissermaßen eine (immer wieder) zu erneuernde Entscheidung. Hoffnung kommt und geht … darf wie als inneres Feuer mal flackern … ja, sie kann vorübergehend sogar verlöschen. Aber selbst dann kann ich sie jederzeit neu entzünden und neu bewahren.
Achten Sie darauf, dass die Flamme Ihrer Hoffnung am „Brennen“ bleibt. Und helfen Sie anderen genau dabei.
Denn wer Hoffnung in sich trägt, hat gewissermaßen eine Zukunft …