Nichts bleibt, wie es war
Wer diesen Newsletter ab und an mal liest, weiß um unsere Liebe zur ausgleichenden „Sowohl-als-auch“- Haltung.
Mir geht oft durch den Sinn: Wenn ich für mich in Anspruch nehme, richtig zu liegen und recht zu haben, warum sollte das nicht auch für andere (umso mehr) gelten?
Denn oft geht es ja gar nicht um die Inhalte, sondern um „das“ dahinter… denn… Angst, Verunsicherung, Veränderung kratzen vielleicht an der Tür, wenn das Wenigste in der Welt eindeutig (und dauerhaft) feststeht.
Natürlich würde das Leben uns völlig überfordern, wenn jeden Tag alles komplett ganz anders wäre. Aber mal ehrlich, was ist schon wirklich gleich? Ich befürchte, dass unsere Wahrnehmung da mehr Streiche spielt, als uns lieb ist.
Wenn wir heute (als Beispiel) einen Baum sehen, den wir auch schon gestern, vorgestern und letzte Woche gesehen haben, dann sieht er oberflächlich gesehen gleich aus.
Ist er aber nicht… vom Verstand her wissen wir das, oder?
Und nur, wenn erkennbare Unterschiede deutlich hervortreten, dann sagen wir z.B. heute blüht der Baum usw. Ich wiederhole: Nicht nur der Baum ist an zwei Tage nie der ganz der Gleiche. Unsere Erwartungen und sensorischen Wahrnehmungsfilter lassen uns eine Welt wahrnehmen, die es so nicht gibt…😉
Ja, und dann? Würde man dann nicht verrückt werden, angesichts eines Lebens, dass jeden Tag, ja jeden Moment weiterfließt, sich verändert?
Okay… um die Frage zu beantworten, würde es Sinn machen „verrückt“ genauer zu definieren. Wir würden sagen, je feiner die Wahrnehmung, also je mehr Unterschiede wir bewusst wahrnehmen können, um so tiefer tauchen wir in die Welt ein, sind ihr näher und umso realistischer wird ggf. unsere Weltsicht.
Und man muss ja nicht gleich von „Los“ auf die Schlossallee“ vorrücken (Monopoly-Metapher). Vielleicht würde es am Anfang reichen, sich dessen als Gefühl (quasi im Spür-Verständnis) bewusst zu werden. Dann kann man ja immer noch staunen, was sich dann über die Sinne alles so offenbart.
Was hat das mit dem heutigen Thema zu tun?
Jede Menge… möchte ich sagen.
Jemand, der sich zutiefst dieser Bewegung des Lebens, dieser ständigen Veränderung, dieses Lebensflusses bewusst wird, wird über kurz oder lang nicht mehr so viel Wert auf „Feststehendes“ legen.
Eine solche Person wird eine Ahnung entwickeln, dass es das andauernde Richtige einfach nicht geben kann.
Sie wird verstehen, dass das, was heute passt, morgen schon am Leben vorbei sein kann.
Warum dann noch Konflikte vom Zaun brechen? Um richtig und falsch streiten. Würde eine solche Sichtweise nicht zum gedeihlichen Miteinander beitragen?
Wie heißt es so treffend: „Wahrheit ist ein Kind der Zeit…“.
Danke für das Lesen meiner Worte.
Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist