Resilienz einmal kritisch bewertet

Warum das?
Na, ja, ich habe das Thema 2016 schon einmal „aufgearbeitet“ und bei neuerlichem Studium bemerkt, dass es inzwischen vereinzelt Stimmen gibt, die das Thema Resilienz durchaus auch kritisch beäugen.

Worum geht es da im Kern?

Es geht um die Frage:
Warum sich für ein System stärken, das offensichtlich krank macht?

  • In den westlichen Industriestaaten findet man z.B. fast überall steigende Depressionsraten.
  • In den USA sind z.B. 52% aller ArbeitnehmerInnen am Arbeitsplatz von Burn-out-Phänomenen betroffen (Psychology Today- 2021).
  • In Südkorea spricht man vom stillen Sterben (Kwarosa) oder
  • in Japan von Karoshi (dem Tod durch Überarbeiten).

Liest man z.B. den Global Risks Report tiefgehender, so wird deutlich, dass solche Phänomene (wie chronische Erschöpfung – Fatigue usw.) eher noch zunehmen werden.

Okay, ich komme zum Punkt:
Resilienz kann… kannauch als Selbst-Optimierungsfalle dienen.

So nach der Devise:
„Wer es nicht schafft, ist eben selbst schuld daran“.

(Stichwort Selbstausbeutung in neoliberalen Wirtschaftssystemen).

Beispiel eines persönlichen Eindrucks:
Ich bin auch über das sogenannte Wiener Resilienz-Modell gestolpert.

Zunächst war ich beeindruckt, um dann aber am Ende der Broschüre (entwickelt von der Wirtschaftskammer Wien) zu lesen, dass es insbesondere um die Aspekte der Arbeitsfähigkeit und des betrieblichen Gesundheitsmanagements geht.

Dazu kann man natürlich zustimmend nicken, mich hat es eher im o.a. Sinne nachdenklich gestimmt.

Bei mir tauchten Fragen auf:

  • Wie weit darf sozialpolitische Verantwortung (z.B. Arbeitsbedingungen) auf den Einzelnen abgewälzt werden?
  • Wo werden gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Risiken auf Individuen übertragen? Momentan gibt es weltweit da vielleicht genügend interessante Beispiele.

Mein persönliches Fazit an dieser Stelle:
Genau hinhören, welche Musik da von wem wie gespielt wird.

Gesellschaft und Politik usw. sollten bzw. dürfen nicht aus der ihnen zustehenden Verantwortung entlassen werden.

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