Selbstbewusstsein

Die Be- und Einschränkungen der letzten Zeit hatten verständlicherweise auf verschiedensten Ebenen ganz unterschiedliche Effekte: Wirtschaftliche und ökonomische, in Beziehungen, veränderte Arbeitsbedingungen und vielem anderem mehr. Eine subtile Schicht scheint uns die der Gewohnheiten zu sein.

Menschen passen sich Gegebenheiten an (Video 4:10min). Weniger Reisen, veränderte Kontakte und Besuche führen u.a. dazu, dass sich die gefühlte Kompetenz– oder Komfortzone verringert. Sich zusammenzieht … ein wenig so, als würde man zurücktreiben, sobald man mit dem üblichen Rudern nachlässt.

Aber wohin treibt man dann? Ist man mehr auf sich selbst oder die Nächsten zurückgeworfen? Rutscht man mehr nach innen, kommt man einfach nur mehr zur Ruhe oder wird man sogar ein wenig schwermütig? Menschen beschreiben dies ganz unterschiedlich …und dennoch scheint es aus unserer Sicht bei vielen ein ähnlicher Prozess zu sein, wenn auch die Ausprägung/ das Maß (oder das Bewusstsein dafür) individuell ist.

Als Auswirkung scheint es dann schwieriger zu sein, die eigene Energie zu mobilisieren, die Flügel zu entfalten und in Bewegung zu kommen. Ein bisschen wie eingerostet sein und gleichzeitig scheinen sich Grenzen tatsächlich zu verschieben.

Schneller erlebt man Dinge als kompliziert und, was gestern noch leicht schien, dagegen richtet sich heute subtiler Widerstand. Motivationen ändern sich …Offenheit scheint mehr und mehr, der Blockade und dem Verschlossen sein Platz gemacht zu haben. Und: Die Tendenz zur Passivität nimmt zu …

Warum schreiben wir darüber? Vielleicht ist es bei Ihnen persönlich ja auch ganz anders? Für den Fall, dass nicht: Die Botschaft lautet – es geht nicht nur Ihnen so! Vielleicht ist all` das eine ganz natürliche Entwicklung in ungewöhnlichen Zeiten, für die es jetzt Verständnis und Mitgefühl braucht, um sich zur gegebenen Zeit zu neuen Ufern aufzumachen. Wenn Sie Ihre Hand eine Stunde zur Faust geballt haben, ist es gar nicht so leicht, sie dann einfach wieder entspannt zu öffnen …

Im Coaching versuchen wir immer wieder die Botschaft zu vermitteln: Viel wichtiger, als dass es einem immer gut geht, ist, dass man gut (so gut wie möglich) mit sich umgeht, egal, wie es einem geht…

Nachlassen, sich gehen zu lassen, so las ich einmal bei Steven Pressfield (Video 5:55 min), ist viel einfacher als aufrecht zu bleiben, integer zu sein bzw. zu werden. Er meinte in einer Analogie: 

Es ist viel leichter, dass ein Mönch zum Finanzberater wird, als dass ein Finanzberater zum Mönch wird. Otto Scharmer am MIT nennt dies: „Form folgt dem Bewusstsein“. Oder in seinen Worten – In Umbrüchen gibt es zwei grundsätzliche Optionen:

  1. Abwesend sein: Man kann sich wegdrehen, dichtmachen und
    auf´s Bestehende konzentrieren und damit den Zyklus von Ignoranz, Hass und Angst erhöhen oder

  2. Anwesend sein: Man kann sich hineinlehnen und öffnen und
    auf´s Werdende konzentrieren und Erkundung, Mitgefühl und Mut aktivieren.

Also … seien Sie bitte (sich selbst) so bewusst als irgend möglich, denn dies ist Basis für das Meiste, was in Ihrem Leben Tag für Tag entsteht und wächst.