Vom Einhorn zum Ackergaul

Okay, die folgende Beschreibung scheint provokativ einseitig… ich gestehe, weil ich eine gewisse Tendenz verdeutlichen möchte. Nennen wir diese Tendenz einmal die Monetarisierung des Alltags oder:

Wie wird Resilienz aus den Systemen gesogen?

Früher war beileibe nicht alles besser, aber wenn beispielsweise „Personalstärken“ geplant wurden, dann wurden viel mehr als heute Urlaubszeiten, Krankheitsausfälle usw. berücksichtigt. Es gab quasi einen vorab ausgleichenden Überschuss. Aber war es wirklich ein Überschuss?

Heute sind Personalplanungen auf „Kante genäht“ und Ausfälle, jedwelcher Art, dürfen von den Verbleibenden (mit der entsprechenden Mehrbelastung) getragen werden…

Und: Der Ruf nach (immer) noch mehr Produktivität zur vermeintlichen Sicherung des Wohlstandes ertönt immer lauter…

Aus dem Alltag gegriffen:
Unser Paketbote beispielsweise müsste, um die vorhandenen Pakete auszuliefern, fast ständig bis 20h arbeiten. Seine Regelarbeitszeit endet jedoch bereits um 16:40h.
Wie würden Sie sich an seiner Stelle fühlen, wenn am Ende eines jeden Tages schon was für den nächsten übrigbleibt?

Meine bisherigen Beispiele beschreiben Arbeitsbedingungen, aber der Anwendungsbereich, der mir wichtigen Tendenz geht weiter. Es ist ein Wind, der insgesamt durch die Gesellschaft weht. Er trifft nicht alle gleichermaßen, aber gleichsam (be)betrifft er uns alle.

Wie bekomme ich nun die Kurve zur Psyche?

All` das macht natürlich „was“ mit den Menschen. Wieder einmal flatterte die letzte Statistik der TK (Krankenkasse) durch unseren Medienspiegel. Wer nachlesen möchte, findet hier den entsprechenden Link.

Ich möchte hier heute eine recht einfache Gleichung aufmachen. Immer mehr Anstrengung führt zu immer mehr (seelischer) „Verhärtung“ und immer mehr Verhärtung hat ihre Auswirkungen.

Ballen Sie einmal fünf Minuten Ihre Faust und versuchen dann, sie spontan zu öffnen. Dann wissen Sie, was ich andeuten möchte…

Seelisch zu verhärten bedeutet übersetzt, das Einhorn in uns wird über kurz oder lang zum Ackergaul degradiert.
Ich übertreibe: Der darf dann ab und zu auf den Ponyhof und bekommt dann beruhigende Aussichten auf´s verrentete Gnadenbrot.

Leider unterliegt auch letzteres einem demografischen (Verlust)Wandel…

Als „appellarisches Fazit“:

„Verkaufen“ Sie auf keinen Fall Ihre Seele! Auch nicht stückweise.

Und mit Seele meinen wir hier den Wahrnehmungsraum, die Kapazität, mit der wir das Leben Tag für Tag (er)leben.

Bleiben Sie, so gut es geht, eine Seele von Mensch.

Nutzen Sie jede Möglichkeit, die Ihre Seele weit werden lässt.

Gehen Sie in die Natur, beschäftigen Sie sich mit (für Sie) schönen Aspekten, lassen Sie ab und an die Seele baumeln. Lassen Sie ihr die Zeit, damit sie „hinterherkommen“ kann…

Denn, und das habe ich schon des Öfteren erwähnt, das Wesen der Seele ist Belebung.
Sie ist es, die Farbe in Ihr Leben bringt…

Danke für das Lesen meiner Worte.

Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist