Wie komme ich gut durch´s Leben?
Die Eingangsfrage ist natürlich ein mehrfaches Paradoxon. Zum Beispiel, weil das Leben und das „Ich“ nicht wirklich getrennt sind …
Andererseits sind die meisten von uns mit dem Ich, das sie sind, hochgradig identifiziert. Was so viel heißt wie: Ich bin halt ich.
Das, was die meisten als Ich empfinden bzw. erleben, ist allerdings die Quersumme ihrer mentalen Denkprozesse. Ich denke, also bin ich … (was allerdings angemerkt eine interessante Überzeugung ist: Denn dann würde es mich ja nicht mehr geben, wenn ich nicht mehr denken würde …).
Oder anders gesagt: Wir sollten aufhören, unseren Körper als Ding zu betrachten, das da unten irgendwie dranhängt. Diese Sicht führt zu einem oberflächlichen Leben im Elfenbeinturm des Verstandes.
Worauf will ich hinaus?
Ich möchte heute eine Lobrede auf´s Körperbewusstsein halten. Man kann das Gefühl nennen, das Unwillkürliche oder wie auch immer. Die meisten von uns meinen, einen Körper zu haben … aber wer ist denn dann Besitzer, wer der Besitz? Und was drückt eine solche Beziehung aus? Partnerschaftliche Koexistenz? Für die überwiegende Anzahl von Menschen ist der Körper etwas, das man hat und nicht, das man ist. Denn dann würde der Körper ja zum Ich oder besser zum Selbst dazugehören …
Das Körperbewusstsein ist (für den reflektiven Verstand) eine überaus wertvolle Informationsquelle, ja ein bedeutender Partneraspekt. Der Körper ist der Teil von uns, der Umwelt ist, quasi unser materieller Teil. Er ist aber auch der Teil, mit dem wir in der Welt sind oder besser, der am meisten mit ihr verbunden ist. Unser Körper ist z.B. immer im Hier und jetzt. Damit ist er der Teil, der am meisten mit der Wirklichkeit verbunden ist. Der Teil, der der Wirklichkeit (dem was wirkt) am nächsten ist. Man könnte sagen, der Körper ist das, was uns authentische (direkte und unmittelbare) Erfahrungen liefert.
Wenn … wenn auch einiges dagegen spricht. Der Körper ist der Ort, wo wir fühlen, ja auch wo wir leiden und natürlich ist es der Körper, der eines Tages vergehen wird. Aber … er ist auch der Ort der Lust, der Freude … er ist es, der uns wissen lässt, dass wir sind und was wir brauchen, um gut durch´s Leben zu kommen. Oder besser gesagt: Um gut zu leben …. Denn Glück, Sinn und Erfüllung sind Empfindungen, die wir körperlich fühlen müssen, damit sie für uns „wirklich“ werden. Gedanken sind nur stumme Worte. Wir alle wissen, nur an´s Essen zu denken, macht bekanntlich nicht satt. Es sind körperliche Lebensvorgänge, die Wonne erzeugen …
Dabei gutes Gelingen …
Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist