Zugehörigkeit (nicht nur) als Überlebensstrategie...

Werden wir als Babys in ein Familiensystem und eine Umgebung geboren, so sind wir allein nicht lebensfähig. Dass sich jemand um uns kümmert, ist quasi überlebenswichtig.

Dazuzugehören sichert so – gefühlt – ganz grundlegend unser Überleben.

Gefühlt meint, dass es am Anfang dazu kein intellektuelles, aber durchaus ein emotionales Wissen bzw. Erleben gibt.

Die Rolle der Familie als Versorgungssystem wird dann später von der Gesellschaft übernommen. Gesellschaft als arbeitsteiliges Fahrzeug zum Überleben aller.

Zugehörigkeit ist dann wie ein Baum in einem Wald. Der Baum ist fest verwurzelt, steht in Verbindung mit anderen Bäumen und teilt Nährstoffe über ein unterirdisches Netzwerk. Auch wenn er ein Individuum ist, gehört er zum größeren Ganzen und profitiert von der Gemeinschaft.

Und doch kann Zugehörigkeit ein zweischneidiges Schwert sein:

Nun könnte man ja sagen, dass heutzutage keine Menschen mehr verstoßen und als Vogelfreie vor die Stadtmauern gesetzt werden.

Und dennoch:
Kündigungen, der gesellschaftliche Absturz in Armut … es gibt nach wie vor dergleichen viele Möglichkeiten, die gefühlt die Zugehörigkeit bedrohen und damit gefühlt das Überleben…

Da macht es kaum Sinn, ob es tatsächlich oder eben nur gefühlt so ist. Realität ist halt immer eine subjektive Konstruktion.

Und… darüber hinaus ist die Gesellschaft an unserer Funktion, unserem Beitrag interessiert.

Oder platt archaisch formuliert: Ohne Beitrag kein Futter!
Gerade das wird ja aktuell aus vielen Perspektiven ganz unterschiedlich diskutiert:

  • Wer gehört dazu?
  • Wer soll wozu beitragen?
  • Wer hat nur auf Zeit (z.B. Asyl) eine Zugehörigkeit?
  • Was sind die Spielregeln für dauernde oder temporäre Zugehörigkeit? In Familien, Unternehmen, Fußballvereinen?

Heute gehört ja auch die Zugehörigkeit (Stichwort virtuelle Identitäten) in sozialen Medien oder Geschlechterzugehörigkeit irgendwie dazu, oder?

Apropos Identität:
Die Zugehörigkeit bzw. die Beziehungen in denen wir stehen, schaffen sozusagen in ihrer Rückkopplung der jeweiligen Erfahrungen im Miteinander letztlich die Person, die wir sind oder vorsichtiger formuliert: Von der wir glauben, sie zu sein.

Aber zusammenfassend:
Zughörigkeit beeinflusst diverse Aspekte unserer Lebensqualität als soziale Wesen, wie das Erleben von Sicherheit, Selbstwertgefühl, Werte, Traditionen und vielleicht das Erleben von Heimat in unterschiedlichster Form.

Danke für das Lesen meiner Worte.

Herzlichst
Ihr
Jürgen Weist